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Let’s start!

Hallo, da draußen!
Mein erster Eintrag soll sich einem kleinen Teil meiner selbst widmen und Einblicke in das Leben und die täglichen Qualen schüchterner Menschen geben. Ja, ich bin schüchtern, und gerade deshalb fällt es mir soooo viel leichter, hier darüber zu schreiben, als mit jemandem darüber zu sprechen oder gar einem anderen meine Meinung dazu ins Gesicht zu sagen. Aber ich finde, es gibt zum Thema Schüchternheit einige Dinge, die einmal gesagt werden müssen.
Jeder zurückhaltende Schüler kennt diesen absolut lästigen Zwang, sich in der Schule melden zu müssen. Nur um dann eine meist unnötige Frage zu beantworten, deren Antwort entweder sowieso schon längst im Unterricht besprochen wurde, oder zu der man lediglich Vermutungen anstellen kann, da man die Antwort zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht kennen kann. Also frei nach dem Motto: Spielen wir eine Runde Rätselraten. Meiner Meinung nach total bescheuert und unsinnig, aber ich bin ja auch selbst schüchtern und daher zu doof gewesen, dieses Melde-Rate-Prinzip in früheren Jahren für mich zu nutzen. Bei jeder Notenbesprechung durfte ich mir ein ums andere Mal wieder anhören, dass kein Lehrer es verstehe, dass ich mich trotz guter Noten nicht am Unterricht beteilige. Woran es denn liege? Ich bräuchte doch keine Angst zu haben. Meine Noten zeigten doch schließlich, dass ich die Antworten wisse. Wie man mir denn helfen könne. Und immer so weiter. Ein ums andere Jahr. Alle Jahre wieder. Ein absoluter Alptraum! Abgesehen davon kann man sich sehr wohl am Unterricht beteiligen, auch wenn man sich nicht meldet. Nur scheinbar zählt es in unserer Gesellschaft mehr, irgendeinen Schwachsinn von sich zu geben und den Klassenclown zu spielen, als zuzuhören und mitzuschreiben. Ein stiller, aber aufmerksamer Schüler wird einfach nicht akzeptiert. Ich finde es eine solche Schweinerei – und das muss einfach unbedingt mal gesagt werden -, dass bereits Kinder in unserer Gesellschaft vermittelt bekommen, dass sie nur dann Anerkennung und natürlich auch gute Noten erhalten, wenn sie extrovertiert sind und ständig etwas zu sagen haben. Das ist schlicht und einfach so falsch! Ich habe mit diesem Eintrag keineswegs vor, Extrovertierte für ihr Verhalten zu verurteilen, sondern ihnen (und vielleicht auch einigen Lehrern) deutlich zu machen, wie man sich als schüchterne Person fühlt, wenn man ständig vor Augen geführt bekommt, dass man so wie man ist nicht richtig ist, dass man sich verändern muss, weil schüchtern und introvertiert schlechte Eigenschaften seien. Unsere Gesellschaft vermittelt kleinen Kindern doch geradezu, dass man nur dann im Leben voran kommt und Erfolg hat, wenn man auch seine Klappe aufmacht. Das Bildungssystem trägt dazu bei, das Selbstvertrauen vieler introvertierter Kinder zu zerstören, weil diese immer wieder gesagt bekommen, dass sie sich verändern müssen, weil sie so nicht richtig sind. Und ich spreche bzw. schreibe hier aus Erfahrung.
Als zurückhaltendes Kind, dem es nicht leicht fällt, sich in der Klasse zu melden und etwas zum Unterricht beizutragen, wird man meist sowohl von seinen Klassenkameraden als auch (und im Besonderen) den Lehrern behandelt, als habe man eine Krankheit, die dringend „geheilt“ werden müsse. Immer wieder bekam ich von den Lehrern, die es doch immer nur gut mit einem meinten, geraten, mir Strichlisten (damit, wie oft ich mich gemeldet habe) anzufertigen, gegen meine Schüchternheit anzukämpfen, ja sogar Kurse in den Ferien zu besuchen, die mich von meiner Schüchternheit befreien sollten. Viele Lehrer waren wohl auch der Meinung, dass es eine nette Geste wäre, mich einfach des öfteren ohne dass ich mich gemeldet hätte, dranzunehmen. Fest steht, all diese Versuche waren vergeblich, im Laufe der Jahre habe ich zwar ab und an auch mal etwas zum Unterricht „beigetragen“, aber meine Schüchternheit vollends zu beseitigen ist mir nie gelungen. Dass den Lehrern je bewusst war, wie sehr ich unter ihren dämlichen Aufforderungen, Bemerkungen und Versuchen, eine meiner Charaktereigenschaften aufzugeben gelitten habe, wage ich zu bezweifeln. Auch wenn ich mittlerweile mit mir im Reinen bin, hatte ich damals einen regelrechten Selbsthass entwickelt, schließlich wurde mir ja immer vorgehalten, wie falsch ich doch war. Andere haben es ja auch fertig bringen können, sich zu melden, und so schwer konnte das ja wohl unmöglich sein. Noch heute schwirren mir die Dinge im Kopf herum, die ich einen Großteil meines Lebens zu hören bekam: Ich wurde von einem Lehrer als „stilles Pflänzchen“ bezeichnet, und bekam von einem anderen Lehrer geraten, etwas zu studieren, bei dem man nicht viel reden müsse, wie zum Beispiel Jura. Wirklich sehr ermutigende Worte, mit denen ich diesen Eintrag auf keinen Fall beenden möchte.
Stattdessen möchte ich versuchen, denjenigen, die sich vielleicht angesprochen gefühlt haben bzw. die oben beschriebenen Situationen kennen, Mut zu machen, denn Schule geht vorbei. Ich glaube zwar nicht, dass sich in nächster Zeit etwas ändern wird und die blöden mündliche Noten endlich aus dem Schulsystem verschwinden, aber habe trotz allem die Hoffnung, dass sich zumindest an den Einstellungen etwas verändern könnte. Dass Introvertierte nicht mehr wie Aussätzige behandelt werden, oder so, als fehle ihnen etwas Entscheidendes im Leben. Denn das ist nicht wahr, eine Welt voller Extrovertierter hätte doch nur zur Folge, dass jeder reden und niemand mehr dem anderen zuhören würde. Introvertierte sind sehr gute Zuhörer und genauso Menschen wie Extrovertierte, sie stehen nur einfach nicht gerne im Mittelpunkt. Falls ihr schüchtern seid, dann lasst euch bitte nicht unterkriegen und ignoriert die dummen Sprüche der Lehrer, denn ihr seid gut und richtig so wie ihr seid! Niemand hat das Recht, euch schlecht zu machen und zu behaupten, ihr müsstet euch verändern.
Vielleicht können euch meine Erfahrungen ja auf irgendeine Weise helfen oder zumindest dafür sorgen, dass ihr euch nicht länger alleine und unverstanden fühlt, wenn ihr merkt, dass ihr nicht allein seid.

Ich freue mich über jeden Kommentar, Verbesserungsvorschlag und jede Anregung für weitere Themen. Danke fürs Lesen! Gute Nacht! 🙂

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Welcome back!

Hallo, da draußen!
Mein Blog geht in die zweite Runde. Vor über einem Jahr hatte ich mir bereits vorgenommen, diesen Blog zu beginnen und leider sind damals nicht mehr als zwei läppische Einträge entstanden, die mir nun sogar zu peinlich waren, um sie beizubehalten. Darum nun ein Neustart! Und ich habe neue Ideen gesammelt und bin zu der Ansicht gekommen, die Themen deutlich zu erweitern (ursprünglich waren als Themen lediglich Bücher und Essen geplant). Daher bin ich nun doch einigermaßen zufrieden mit dem Namen meines Blogs bzw. mit dem Anhängsel „and other obsessions“, denn so kann ich über eine größere Themenvielfalt schreiben ohne Verwirrung zu stiften.
So, vielleicht sollte ich mich einfach mal kurz vorstellen: Ich bin 20 Jahre alt, Studentin der Geisteswissenschaften, leidenschaftliche Buch-Verschlingerin, von einer Vegetariern auf dem Weg zur Veganerin, und im „real life“ immer noch relativ schüchtern.
Und um gänzlich all diese genannten Dinge, von denen ich meine, dass sie mich ein Stück weit definieren, soll es in meinem Blog gehen. Ich hoffe doch sehr, dass dieser erneuter Blog-Versuch von längerer Dauer ist als der vorige. In diesem Sinne bedanke ich mich schon einmal bei denjenigen, die irgendwie durch Zufall auf diese Seite gefunden haben oder finden werden, und hoffe natürlich auch, Interesse und die Lust auf mehr Geschreibsel zu wecken. Danke und viel Spaß bei der Lektüre! 🙂