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Zwischenbilanz: Ich versuche vegan.

Hallo, da draußen!
Ich ernähre mich nun seit knapp einem Monat weitestgehend vegan,und möchte einmal über meine bisherigen Erfahrungen schreiben.
Zunächst kurz zum Grund meiner Entscheidung für eine vegane Ernährung (bisher habe ich ausschließlich meine Ernährung umgestellt, habe mir aber fest vorgenommen, keine Lederprodukte mehr zu kaufen und auf tierversuchsfreie Kosmetik umzustellen): Ich bin mittlerweile seit ungefähr 10 Jahren Vegetarierin, denn ich konnte aus Gewissensgründen kein Fleisch mehr essen, nachdem ich mir mehrere Dokumentationen über die Massentierhaltung angesehen hatte. Ich wollte kein Tierleid mehr unterstützen, denn diese paar Minuten oder gar Sekunden Genuss, die man möglicherweise beim Verzehr verspürt, bedeuten zugleich ein unsagbares Leid für die Tiere, das man sich gar nicht vorstellen kann, wenn man diese Videos (wie PETA sie beispielsweise immer wieder veröffentlicht) nicht gesehen hat. Leider unterstützt man jedoch auch durch den Kauf von Milch, Eiern oder Käse die Massentierhaltung und somit Tierleid, und daher führt mich der nächste Schritt nun zu einer veganen Ernährung.

Die Milch vom Speiseplan zu streichen, ist eigentlich nicht sonderlich schwer. Es gibt mittlerweile ein riesiges Angebot an verschiedenen Alternativen (über Soja-, Reis-, Hafer- oder Mandel-„Milch“, wobei der Begriff „Milch“ ausschließlich für das tierische Produkt verwendet werden darf). Von der Mandelmilch war ich leider nicht sehr begeistert, aber das ist wohl Geschmackssache. Nachdem ich mehrere Varianten der Sojamilch probiert habe, denn Sojamilch ist nicht gleich Sojamilch (es gibt erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Marken), ist die der Marke AlproSoya zu meinem Favoriten geworden. Vor allem die Geschmacksrichtungen Schoko und Vanille haben es mir angetan, und schmecken mir sogar deutlich besser als Kuhmilch. Wobei ich nie ein großer Fan von Milch war, habe sie lediglich ab und an im Müsli gehabt. Mittlerweile trinke ich jedoch gerne mal ein Glas kalter Schoko-Sojamilch. Sehr zu empfehlen!

Eier stellen an sich schon ein etwas größeres Problem dar als Milch. Kuchen kann man auch super ohne Ei machen, beispielsweise einen leckeren Schoko-Rührkuchen mit Banane und ganz ohne Eier! Schmeckt super lecker! Auch Pfannkuchen schmecken bestimmt doppelt so lecker, wenn man die Eier weglässt, und etwas Öl hinzugibt. Und es gibt sogar ein Ei-Ersatz-Pulver zu kaufen, das man eigentlich überall dort verwenden kann, wo Eier reinkommen. Nur leider gibt es absolut keinen Ersatz für ein Frühstücksei, egal ob hart gekocht oder in Rührei-Form. Ich habe zwar vermehrt gelesen, dass Rührtofu ein super Ersatz für Rührei sein soll, mich aber bisher nicht wirklich getraut. Schuld daran sind wohl meine schlechten Erfahrungen mit Tofu: Vor Ewigkeiten einmal ein Räuchertofu aus der Pfanne, der leider die Konsistenz und den Geschmack eines alten Radiergummis hatte, und so ausgesehen hat er übrigens auch noch. Dann eine Art Frischkäse-Ersatz, der schon beim Aufmachen furchtbar gestunken hat, und geschmacklich auch nicht überzeugen konnte. Da schmeckt jede Zahncreme besser! Und zu guter Letzt ein super lecker aussehender (!) Bärlauch-Tofu aus der Pfanne, der nicht richtig fest geworden ist, sondern seine extrem wässrige Konsistenz beibehielt. Fazit: Ohne Ei geht, ohne Tofu aber auch!

Nun zum schlimmsten Punkt: Der Verzicht auf Käse. Ich liebe Käse, habe ihn eigentlich immer geliebt und es fällt mir furchtbar schwer, auf ihn zu verzichten. Vor allem Feta-Käse und die Scheibe Gouda auf meinem Brötchen, der Käse auf meiner Pizza oder den Aufläufen. Käse ist unheimlich schwer zu entbehren, vor allem da es einfach keinen wirklich leckeren Ersatz gibt. Habe mal veganen Scheibenkäse probiert, der allerdings extrem teuer war und mich geschmacklich auch nicht sonderlich umgehauen hat. Hat definitiv nicht nach Käse geschmeckt, sondern eher nach gar nichts. Meine Tofu-Frischkäse-Erfahrungen kennt ihr bereits. Für Aufläufe oder auch Soßen soll eine Cashewnuss-Alternative prima sein, aber auch die konnte mich nicht hundertprozentig überzeugen. Meine Lieblingskäsesorten wie Gouda, Mozzarella, Parmesan (wobei der Lab enthält und daher nicht mal wirklich vegetarisch ist) und Gorgonzola fehlen mir schon sehr. Aber ich bin da optimistisch und hoffe, dass das alles eine Gewöhnungssache ist, und man sich irgendwie die Lust auf Käse abgewöhnen kann. Oder Schokolade.

Da gibt es wiederum übrigens ein paar leckere Alternativen: Zartbitterschokolade ist in den meisten Fällen vegan, Zartbitter-Marzipan von Rittersport soll es auch sein, Oreo-Kekse erstaunlicherweise auch (zumindest die originalen). Außerdem habe ich meine Liebe zu Schnouggi entdeckt, ein veganes (allerdings seeeehr kleines und vergleichsweise teures) Stück Nougat. Einfach köstlich! Der vegane Schokoladenpudding von AlproSoya ist ebenso der Wahnsinn, und auch vegane Nutella-Alternativen lassen sich auftreiben.

Mein Fazit:
Eine vegane Ernährung ist gar nicht mal so einfach, man muss sich sehr intensiv mit den Inhaltsstoffen der Produkte auseinandersetzen, um dann ernüchternd feststellen zu müssen, dass leider doch sehr viele Sachen nicht vegan sind. Möchte man sich nicht ausschließlich nur noch von Obst und Gemüse ernähren, und sich ab und an mal eine Leckerei gönnen, dann wird der Einkauf im Supermarkt schnell ziemlich teuer. Wahnsinnige Abnehmerfolge, die werden einem immer wieder versprochen, sind leider auch nicht garantiert, denn viele vegane Alternativen enthalten doch sehr viel Fett, vor allem Brotaufstriche haben es leider in sich. Die Auswahl an morgendlichen Brotbelägen ist zwar relativ groß, denn es gibt unheimlich viele vegane Brotaufstriche und Marmelade geht auch fast immer, aber den Käse vermisst man halt irgendwie doch. Und vegane Margarine schmeckt auch nicht ganz so lecker wie Butter. Leckeren Frischkäse-Ersatz habe ich bisher nicht entdecken können. Auch einige Süßigkeiten, ich denke hierbei gerade vor allem an die leckeren Milka-Löffeleier, fehlen mir leider sehr. Trotzdem bin ich der Meinung, dass vegan eine gute Sache ist, zumal sich das Angebot an veganen Lebensmitteln ständig vergrößert. Die Hauptvorteile einer veganen Ernährung liegen für mich jedoch eindeutig im Tierschutz, aber auch der Umwelt tut man damit etwas Gutes.
Ich denke, niemand sollte Veganer im Vorfeld verurteilen, wenn er vegan nicht einmal selbst ausprobiert hat, denn es gibt schlichtweg keinen Grund für die ganzen Vorurteile. Bevor man etwas nicht ausprobiert hat, kann man es doch gar nicht wirklich beurteilen. Und jedem, der immer noch der Meinung ist, das Fleisch auf seinem Teller stamme von glücklichen Tieren, dem lege ich dringend ans Herz, sich einmal eine Dokumentation über die Massentierhaltung anzusehen. Man sollte zumindest wissen, was man isst und nicht alles gedankenlos in sich hineinstopfen. Dann kann jeder für sich selbst entscheiden, ob er einen übermäßigen Fleischkonsum weiterhin mit seinem Gewissen vereinbaren kann.
Ich kann das jedenfalls nicht mehr.